Freitag, 11. April 2008

Interview zu 50 Jahren Südwest-Lotto

SÜDWEST aktiv interviewte den Geschäftsführer der staatlichen Toto-Lotto-Gesellschaft Baden-Württemberg, Friedhelm Repnik. Er verwies unter Hinweis auf die finanziellen Erfolge darauf, dass 6,1 Milliarden Euro aus den Toto-Lotto-Geldern in den Sport, in soziale Bereiche, in Kunst und Kultur und die Denkmalpflege geflossen seien. Insbesondere wurde Repnik zur Suchtgefahr, zum Glücksspielstaatsvertrag und zum staatlichen Wettmonopol befragt.

Hierzu Auszüge aus dem von Roland Muschel mit Repnik geführten Interview:


Was ist mit der Suchtgefahr?

REPNIK: Die Bürger wollten schon immer Lotto spielen, sonst wären sie vor 1958 nicht zum Tippen in andere Länder gegangen. Unsere Aufgabe ist es, Spiele so anzubieten, dass sie nicht zur Sucht verführen. Wenn man zweimal die Woche Lotto spielt, ist das nicht vergleichbar mit dem Spiel an Automaten, die ständig gefüttert werden wollen. Im Gegenteil: Lotto ist in seiner jetzigen Form in gewisser Weise das beste Mittel gegen Spielsucht und nutzt – quasi als positiver Nebenaspekt – auch sozialen Belangen. Wenn es Lotto nicht gäbe, müsste man es erfinden.

(...)

Ihr einstiger Werbepartner VfB Stuttgart gehört inzwischen zu den Gegnern des staatlichen Wettmonopols.

REPNIK: Der VfB Stuttgart war jahrelang Nutznießer von Toto-Lotto. Über die Erträge aus den staatlichen Lotterien wurden mehrfach Millionenbeträge in die Umbauten des Daimlerstadions investiert. Zudem hat der VfB von uns als Sponsorpartner profitiert, bevor er zu einem privaten Wettanbieter gewechselt ist. Wir haben den VfB eindeutig vor der Kooperation mit einem illegalen Anbieter gewarnt, der dann ja auch nicht werben durfte. Dass der VfB gegen den Staatsvertrag vor Gericht zieht, halte ich schlicht für unanständig. Der Verein wird sicher nicht Recht bekommen.

Sie dürfen mit Rücksicht auf das Suchtpotenzial nicht mehr werben. Was heißt das fürs Geschäft?

REPNIK: Wir werben nicht mehr anreizend, sondern informieren lediglich. Dies ist im Glücksspielstaatsvertrag auch so vorgesehen. Insgesamt führen die Maßnahmen zu Verbesserungen beim Spieler- und Jugendschutz zu Rückgängen der Spieleinsätze. Wir rechnen deshalb damit, dass unser Umsatz, der im Schnitt der letzten Jahre bei einer Milliarde Euro lag, mittelfristig um zehn Prozent auf etwa 900 Millionen Euro sinkt. Dies ist der Politik natürlich auch bewusst.

Restriktionen für Toto-Lotto, jedoch kaum Einschränkungen für Spielautomaten. Passt das zusammen?

REPNIK: Was derzeit in den Spielhallen abläuft, ist mit Sicherheit nicht das, was das Bundesverfassungsgericht und auch der Gesetzgeber will. Das muss noch viel restriktiver geregelt werden.

Manche Gerichte lassen private Wettanbieter zu, andere nicht. Verstehen Sie das?

REPNIK: Das verstehe ich überhaupt nicht. Wir haben Gerichte, da sagt die Kammer A: Private Wettanbieter sind nicht zulässig. Und am gleichen Gericht urteilt die Kammer B gegenteilig. Aber je höher die Instanzen, umso deutlicher sind die Urteile zu unseren Gunsten. Trotzdem gibt es bei den Wettbuden ein Hase-und-Igel-Spiel: Die Behörden ordnen die Schließung eines privaten Wettbüros an – und am nächsten Tag ist ein neuer Betreiber da. Aber auch das wird irgendwann ein Ende haben. Letztlich wird der Europäische Gerichtshof unser Wettmonopol bestätigen.

(...)

Quelle: http://www.suedwest-aktiv.de/landundwelt/themen_des_tages/3506445/artikel.php?SWAID=2978c09a0d3f26e2183a6f89f60d6390

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